Die Hexe

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Zuletzt bearbeitet am 07.05.2023 14:31
Dürer, die Hexe entspricht der Luna im astronomischen Sinn. Sie taucht - wie eine Hexe - am Sternenhimmel auf, nachts ist sie manchmal nicht zu sehen, Tagsüber ist sie unsichtbar. Sie gilt eben nicht als "kleines Licht" (Gen 1,17), als scheinbare Herrscherin der Nacht. Das wäre Sol (Apollo), der im Jahr doppelt so lange scheinen könnte wie seine Schwester Luna (Diana). Aber sie ist nach damaliger Lehrmeinung für die Verteilung der Säfte (Phlegma) verantwortlich. Der Winter als Greisenalter steht ihr zu, aber auch als Zeitenherrscherin bestimmt sie den Lauf des Kleinkindalters, der Widder gilt hierbei als Trennungslinie. Läuft Luna mit Sol unsichtbar mit, ist sie zwar unsichtbar aber bedient z. B. die Blüten einer Pflanze. Oder umgekehrt, ist sie unter dem Horizont unsichtbar, dann bedient sie die Wurzeln der Pflanzen. Die geflügelten Putten verweisen auf das Spiel der aufsteigenden und absteigenden Säfte. Eine Putte deutet das oberirdische Baumwachstum an. Eine Putte hält die Himmels- oder Sphärenkugel, als ob sie die Verteilung der Säfte erklären wollte. Zwei Putten beschäftigen sich mit dem erdigen Wurzelreich. Aus der Erforschung der Ornamentik und Verzierung einiger norddeutscher Renaissancehäuser lässt sich der Bezug zu Dürers Druckgrafik ableiten. Zum Beispiel ist an einer Knagge des Brusttuches in Goslar Dürers Hexe zu sehen. Weiter am Ständer ist eine Allegorie der Nacht dargestellt, sie gehört zu den drei Grazien. Sie führt den Reigen der nächtlich zu beobachteten Planetengötter mit Saturn, Jupiter usw. bis zum Tageswechsler Sol an. Im drunter liegenden Fußdreieck sind Diana und Apollo abgebildet. Beide deuten auf ihre unterschiedlichen Einflusssphären hin.
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Generell mischen Hexen nach mittelalterlicher Ansicht verschiedene Säfte um damit einen Schadenzauber zu bereiten. Für die Verteilung der Säfte im Sinne der damaligen Lehre war der personifizierte Mond "Luna" zuständig. Wenngleich Sol die Jahreszeiten zeitlich einteilte, war Luna für die vier Säfte in den belebten Wirkungsebenen zuständig, wobei sie oben (z. B. in den Blüten) und unten (z. B. in den Wurzeln) wirkte. War Luna am Himmel zu sehen wirkte sie "Oben" in den Blüten einer Pflanze. Luna ist von weiblicher Art, die Nacht ist ihr eigen. Alle Planetengötter - bis auf Sol - haben in ihr ihr Nachthaus, Merkur die Zwillinge, Venus den Stier, Mars den Widder, Jupiter die Fische und Saturn den Wassermann. Da alle Sterne z. B. in Europa im Osten aufgehen, folgen sie dem allgemeinen Lauf der Planeten und Sterne (nach Ansicht der Erdrotation). Die Nachtzeichen im Tierkreis laufen aber der dem allgemeinen Lauf der Sterne entgegen. Deshalb schaut die "Hexe" Luna in Richtung des Sternlaufes, die Nacht aber in Verkörperung des Widders läuft dem Sternenlauf entgegen. Die vier Putten - hier angesehen als Genien der Elemente - dienen Lunas Säftebildung. Rechts ist die Wirkung des Wassers an Hand einer Pflanze zu sehen. Dann wird eine verkohlte oder ausgetrocknete Substanz im Erdreich entdeckt, die als das Element Feuer anzusehen ist. Eine weitere Putte hält Erde in der Hand. Die Luft wird innerhalb einer Kugel angedeutet. In der Kugel wirken der Mikro- und Makrokosmos. Jupiter ist der mythologische Vater der Luna (Diana) und teilte ihr den Aufgabenbereich der Säftewirkung zu. Die Winde zuzüglich dem Bereich des Wetters sind dem Göttervater eigen.
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Gilt die Sonne als männliches Merkmal wie das Verstehen, so bezieht sich Luna auf den weiblichen Aspekt und das Gefühlsleben im allgemeinen. Innerhalb der Säftelehre spielt Luna eine entscheidende Rolle. Dürer setzt Luna einer Hexe gleich, da das Gefühlsleben aus Sichtweise des Verstandes nicht nachvollzogen werden kann. Obwohl in der damaligen Naturlehre das weibliche und männliche Prinzip gleichberechtigt erscheinen, reicht eine Zuteilung als Herrscher des Tages oder als Herrscherin der Nacht aus astronomischen Sicht nicht aus. Deshalb ist Luna das Phlegma zugeteilt worden.
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Die Hexe entspricht der "Nacht" (D 1019), ihr wird das Tierkreiszeichen Widder mit dem Element Feuer zugesprochen. Im Gegensatz dazu ist die "Gerechtigkeit" (1023) der Tag. Dem Tag wird das Tierkreiszeichen Löwe mit dem Element Feuer zugesprochen, mit der Waage in der Hand ergeben beide Bilder die Tagundnachtgleichen.

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