Schamanengewand der Ewenken
- Objektbezeichnung:
- Schamanengewand der Ewenken
- Sonstige Objektbezeichnung / Objekttitel:
- shaman's costume
- Name des Standorts:
- Ethnologische Sammlung der Universität
- Inventarnummer:
- As 957 a-s
- Sammlung:
- Sammlung Asch
Ethnologische Sammlung
Academisches Museum
- Zitierlink:
- Zitierlink kopieren: STRG + C
- LIDO-XML:
- record_kuniweb_937611
- IIIF:
- Manifest öffnen
- Objektgattung:
- Kleidung und Accessoire
- Oberbegriffsdatei:
- Kleidung
- Hessische Systematik:
- Kleidung
Religion/Glaube > Andere Religionen
- Schlagworte:
- Seelenreise
Seelenglaube
Ewenken
Schamanismus
Heiler
- Ethnie:
- Asien > Ewenken
- Kommentar zur Ethnie:
- am Fluss Argun und Ingoda
- Beschreibung:
- Zu jedem Schamanen gehörten auch immer äußerlich sichtbare Attribute, die an seiner Kleidung befestigt wurden. Sie stellten seine Verbündeten aus der Geisterwelt dar. Diese sogenannten Hilfsgeister ließen sich in den aus Holz, Tuch oder Metall gefertigten Figuren nieder und stellten ihre verborgenen Kräfte zur Verfügung. Die Schutzgeister in Gestalt von Vögeln oder Masken (As 62; As 186; As 957 a b,h,k) wurden ongonen genannt. Sie dienten auch als Wächterfiguren, Glücksbringer und Jagdhelfer. Durch Baron von Asch ist bekannt, dass lederne Beutel (As 957 f) zur Aufbewahrung von kleinen Fleischstückchen dienten. Alle Gegenstände waren höchst tabuisiert und niemand hätte gewagt sie zu berühren.
Etikett, Ethnologische Sammlung
Das in seiner Vollständigkeit weltweit einzigartige Gewand ist von der Kopfbedeckung bis zu den Stiefeln aus Rentierleder gefertigt. Die an verschiedenen Stellen angebrachten Stoffstreifen flogen beim Tanz wie Schlangen um Haupt und Schultern und verliehen dem Schamanen im Zustand der Besessenheit eine besondere Ausdruckskraft. Im Brust- und Rückenbereich applizierte Eisenstücke in Form von Rippenbögen wurden beim Tanz deutlich sichtbar. Sie symbolisierten die Berufung zum Schamanen durch eine Krankheit, bei der er bis auf das Skelett abgemagert war. Die im Schulterbereich angebrachten geweihartigen Metallenden beziehen sich auf die kultische sowie die ökonomische Beziehung der Ewenken zum Rentier. In alten Quellen werden sie auch als Geäst des Weltenbaumes gedeutet, durch das der Schamane Kontakt mit der Oberwelt aufnahm. Lederfransen, die sich beim Tanz wie Federflügel heben und senken, und die Metallstücke am linken Schienbein, die wie Vogelbeine aussehen, deuten die Verbundenheit des Schamanen mit den Vögeln, den Tieren der Oberwelt, an. Anhängsel aus Metall und Stoff weisen in Form von Masken sowie stilisierten Vögeln, Schlangen, Fischen, Rentieren oder Menschen auf deren Funktion als Hilfsgeister hin. Insbesondere eine Scheibe an der rechten oberen Brust lässt sich als toli-Spiegel identifizieren, die Schamanen von chinesischen Händlern erwarben. In ihnen spiegelten sich die guten wie auch die bösen Taten des Menschen wieder. Die Spiegel dienten dem Schamanen zur Wahrheitsfindung, zur Erforschung von Krankheitsursachen und als Schutz vor feindlichen Mächten. Die vor allem am Rücken angebrachten Glocken und Schellen halfen dem Schamanen, gegnerische Kräfte fernzuhalten, indem sie beim Tanz Lärm verursachten.
Krüger, Gundolf u.a. (Hrsg.). Tabu?! Verborgene Kräfte - Geheimes Wissen. Petersberg: Michael Imhof.
Die Kleidung des Schamanenkostüms besteht aus Schuhen, Hose, Jacke und Mütze. Diese wurden aus Leder gefertigt. Die verschiedenen angehängten Glocken, Figuren und Symbole, als auch die Maske des Schamanen wurden überwiegend aus Metallen hergestellt. Die Jacke besitzt an Armen und Saum Fransen aus Leder. Des Weiteren sind die Ärmel besetzt mit Metallornamenten, welche ein Geweih imitieren sollen. An Front und Rückteil der Jacke sind verschiedene metallene Glocken, als auch aus Textilien gefertigte Figuren angebracht. An der Linken Schulter ist ein lederner Beutel befestigt, welcher Pfeife und Tabak beinhaltet.
Schuhe als auch Jacke des Schamanengewands sind mit Stoffmustern besetzt worden. An den Schuhen finden sich diese an Front und Fußrücken. Bei der Jacke befinden sich Stoffapplikationen an der Vorderseite sowie auf dem Rückteil der Jacke als auch an beiden Armen.
Ethnologische Sammlung
- Verwendungszweck:
- Spezielles Kleidungsstück eines Schamanen für Rituale.
- Maße / Umfang:
- Tiefe: 50 cm
Höhe: 190 cm
Breite: 100 cm
- Material:
- Textilien (Leinen)
Metall (Glocken, Spiegel, Figuren)
Leder (Rentierleder)
Pflanzenteil
- Technik:
- Lederbearbeitung
Metalltechnik
- Literatur:
- Beschrieben in:
„TABU?! : verborgene Kräfte - geheimes Wissen ; [.. erscheint anlässlich der Landesausstellung 2012 der Ethnologischen Sammlungen Niedersachsens .. im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, 28. September 2012 - 7. April 2013]“. Imhof, Petersberg, 2012. (S. 240)
Beschrieben in:
„Siberia and Russian America : culture and art from the 1700s ; the Asch collection, Göttingen = Sibirien und Russisch-Amerika : Kultur und Kunst des 18. Jahrhunderts ; die Sammlung von Asch, Göttingen. Sibirien und Russisch-Amerika : Kultur und Kunst des 18. Jahrhunderts ; die Sammlung von Asch, Göttingen“. Prestel, München [u.a.], 2007. (S. 238)
Literatur in Zusammenhang:
A. Buchholz, „Die Göttinger Rußlandsammlungen Georgs von Asch : ein Museum der russischen Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts. Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen : Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens ; 17“. Schmitz, Gießen, 1961.
- Verknüpfte Objekte:
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- Fotos:
- Georg-August-Universität Göttingen, Ethnologische SammlungNamensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/deed.deHarry Haase (Fotograf)2011-05-20record_kuniweb_937611_media/record_kuniweb_937611_869192.jpg0.0
- Datierung:
- 18. Jahrhundert
- Datierung:
- 1788