Tanzmaske (mdimu)

- Objektbezeichnung:
- Tanzmaske (mdimu)
- Sonstige Objektbezeichnung / Objekttitel:
- mdimu, pl. midimu
- Name des Standorts:
- Ethnologische Sammlung der Universität
- Inventarnummer:
- Af 2051
- Sammlung:
- Ethnologische Sammlung
- Zitierlink:
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- LIDO-XML:
- record_kuniweb_926878
- IIIF:
- Manifest öffnen
- Objektgattung:
- Ritueller Gegenstand
- Oberbegriffsdatei:
- Kleidung > Kopfbedeckung > Maske
- Hessische Systematik:
- Brauch/Fest
- Schlagworte:
- Schnitzerei
Maske
- Ethnie:
- Afrika > Makonde
- Beschreibung:
- Wandtext
Gesichtsmasken: Schönheitsideal der Makonde
Einer Legende nach schnitzte sich der erste Mann der Makonde eine weibliche Holzfigur, die über Nacht zum Leben erwachte. Am nächsten Morgen erblickte er die Frau und verliebte sich in sie. Zusammen bekamen sie viele Kinder. Diese Frau wird als Urahnin der Makonde angesehen.
Die Makonde in Tansania und Mosambik blicken auf eine lange Tradition des Maskenschnitzens zurück. Nicht jeder durfte diese Kunst betreiben. Nur bestimmte Personen in jedem Dorf hatten die Erlaubnis dazu. Das Schnitzhandwerk wurde innerhalb einer Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Die Masken und Brustplatten stellen oft weibliche Figuren dar. Es gibt zwei Arten von Masken. Gesichtsmasken, wie sie hier zu sehen sind, gelten als typisch für die Makonde in Tansania. Stülpmasken, auch mapiko genannt, sind charakteristisch für die Makonde Mosambiks.
Die Masken werden aus hellem, frischem Holz (njala oder mtene) geschnitzt und auf verschiedene Arten verziert. Schmucknarben stellen bei den Makonde ein Schönheitsideal dar. Eine Frau mit Narben auf dem Oberkörper und Gesicht gilt als besonders schön und begehrenswert.
Dieses Phänomen schildert die mosambikanische Schriftstellerin Paulina Chiziane in ihrem bekannten Roman „Niketche“. Der folgende Auszug beschreibt eine Situation, in der die Protagonistin Rami eine traditionelle Liebesratgeberin aus dem Norden aufsucht.
“Wir haben uns einen Moment mit der Analyse gegensätzlicher Ansichten beschäftigt. In der Kultur des Südens heißt es, daß eine glatte Haut unter den Händen weggleitet wie ein Fisch. Die Männer mögen das nicht. Nicht ohne Grund haben die Frauen der alten Generation dicke Tätowierungen auf den Hüften, auf dem Bauch, auf der Brust und im Gesicht um die Haut uneben und begehrenswert zu machen. Wir kamen auf einen Konsens: auch die Sinnlichkeit ist kulturell unterschiedlich.”
(Chiziane 2010: 44f.) Übersetzung Tina Krüger
Noch heute wird das Aufritzen der Haut unter Zugabe von Asche zum Erstellen der Schmucknarben betrieben, auch wenn diese Tradition bei der jüngeren Generation allmählich aus der Mode kommt.
Arrangierte Liebe, Ethnologische Sammlung
Die Außenseite ist rot gefärbt, die Inneseite ungefärbt. Die Maske hat die Form eines Gesichtes mit 2 langen Hörnern an der Oberseite und jeweils 2 herausgearbeiteten Wulsten seitlich und unterhalb der Augen sowie einer langen Linie auf der Stirn aus dunklem Wachs (verweisen auf Schmucknarben). Die Augenöffnungen sind klein und rechteckig. An ihrem oberen Rand sind mit in Wachs eingeklebten Haaren Wimpern oder Brauen angedeutet. In einer Rille in der Kinnpartie befinden sich Wachsreste mit vereinzelten Härchen. Die Mundöffnung ist rechteckig ausgearbeitet und weist im unteren Bereich drei eiserne Stifte auf.
Rundherum am Rand der Maske befinden sich Löcher zum Annähen von eines Kattunstückes, das über den Kopf gezogen wird und die Maske hält.
Vgl.: Lang, Werner (1960): S.30., Ethnologische Sammlung
- Herstellungszweck:
- Initiationsfeier der Jungen
- Verwendungszweck:
- Tanz
- Maße / Umfang:
- Breite: 12,5 cm
Länge: 48 cm
- Material:
- Holz (rot gefärbt)
- Technik:
- Holztechnik
- Literatur:
- Veröffentlicht in:
K. Weule, „Wissenschaftliche Ergebnisse meiner ethnographischen Forschungsreise in den Südosten Deutsch-Ostafrikas ; mit 63 Bildertafeln, 1 Karte und einer Beilabge in Faarbendruck. Mitteilungen aus den Deutschen Schutzgebieten : Erg.-H. ; 1“. Mittler, Berlin, 1908.
Beschrieben in:
„Afrikanische Plastik : Konfrontation und Annäherung [Ausstellung aus den Beständen der Göttinger Völkerkundlichen Sammlung im Städtischen Museum Göttingen, Januar/Februar 1994]. Göttinger kulturwissenschaftliche Schriften : Ausstellungskataloge ; 1“. Lit, Münster [u.a.], 1994.
Literatur in Zusammenhang:
D. Hecht, „Katalog der afrikanischen Sammlung im Städtischen Museum Braunschweig. Braunschweiger Werkstücke ; 37“. Waisenhaus-Buchdr. und Verl., Braunschweig, 1968.
Beschrieben in:
W. Lang, „Makondemasken in der völkerkundlichen Sammlung der Universität Göttingen“, Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 85. Reimer, Berlin, S. 28-36, 1960.
- Verknüpfte Objekte:
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- Datierung:
- März 1939 (Erhalt des Objektes durch das Museum für Völkerkunde Berlin)