Die vier Hexen (Vier nackte Weiber)

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Zuletzt bearbeitet am 09.05.2023 16:32
Wenzel, von Olmütz kopierte Dürers "vier nackte Frauen" oder anders ausgedrückt Dürers "vier Hexen". Israhel van Meckenem (der Jüngere) kopierte ebenfalls Dürers Vorlage, nur veränderte er das Kürzel in G. B. A. Dort steht über den Frauen G. B. A., offenbar eine Übersetzung dessen, was der Künstler bei O. G. H. herausgelesen hatte, nämlich »O Gott, hilf!«. Seine Zielsprache war das Plattdeutsche, der Spruch hinter G. B. A. heißt wohl »God, bewaar altijd!«. (Quelle: Thomas Renkl, Vier nackte Frauen? Zum Sichtbaren und zum Nichtsichtbaren in Dürers Kupferstich mit den Zeichen »O·G·H« und »1497«, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 78 (2015), S. 387–411.) Nach Renkel bedeutet das Kürzel: "Omne genus humanum, das ganze Menschengeschlecht". Und damit bekommt die Abbildung eine - meiner Meinung nach - richtige Deutung. Das Kopieren von Dürers Kupferstichen liegt einmal an der Qualität des Meisters Dürer, aber auch an dem Ort Nürnberg, der als astronomisches Zentrum galt. Auch ist der dargestellte Ort "Badestube" von größter Bedeutung. Das Musizieren im Männerbad ist eher unüblich, bekommt aber dann eine Bedeutung, wenn es um die Anwendungsmöglichkeiten innerhalb eines Badehauses geht. Hier wird ein Geburtstag festgesetzt! Der wird z. B. beim Blutschröpfen oder Aderlassen benötigt, um den richtigen Zeitpunkt festzusetzen, um das krankmachende alte Blut vom Körper ableiten zu lassen. Dürers und Pirckheimers Geburtstage waren bekannt, das war aber nicht die Regel, eher wurden die Namenstage der Kalenderheiligen gebraucht. Der individuelle Geburtstag wurde erst wieder zur Renaissancezeit populär. Wo konnten sich vier nackte Frauen treffen, wenn nicht in einem Badehaus, vielleicht zwischen Schwitzhaus und Ankleidezimmer. Aber es heißt, es träfen sich vier Hexen. Dass Luna als Hexe betitelt wurde, ist bekannt (siehe Kommentar: Inventarnummer: D 1019), wer aber waren die anderen Hexen? Hier werden die Orte innerhalb der Tierkreiszeichen interessant, sie verbinden den eventuellen Standort eines Planeten mit den Elementen. Die Elemente sind innerhalb eines Vierersystems dreimal im Tageslauf vertreten. Das Treppenfries mit sieben Stufen hat eine Grundstellung: erste Stufe - dorisch und hyperdorisch, oder Sonntag und Montag - besteht aus Sol/Feuer (1) und Luna/Wasser (2). Die zweite Stufe beinhaltet - phrygisch und hyperphrygisch, oder Dienstag und Mittwoch - Mars (3) und Merkur (4). Die dritte Stufe wird von - lydisch und hyperlydisch, oder Donnerstag und Freitag - Jupiter (5) und Venus (6) bespielt. Die oberste Stufe - mixolydisch und hypermixolydisch, Samstag (7 Erde) und (8 Luft) wird von Saturn gebildet. Die Kirchentonarten besitzen nach Franchino Gaffurio in seiner „Musica delle sfere“ von 1496 vier Stufen. Es werden also auch in der alten und neuen Musiktheorie sieben Komponenten unter Zuhilfenahme von Vierer Einheiten zu einem Achtersystem erweitert. Wichtig für die Interpretation der vier nackten Frauen sind die tiefsten und höchsten Töne, die von gleicher Art sind, z. B. Hypodorisch: Ambitus A (Luna1) - a (Luna2). Hypophrygisch: Ambitus von H (Merkur1) bis h (Merkur2). Hypolydisch: Ambitus von c (Venus1) – c1 (Venus2). Hypomixolydisch: Ambitus d (Saturn) - d1 (wieder zurück, dorisch: Ambitus d-d1). Eine tiefer gelegene Planetengottheit wird also durch eine erhöhte zweite Planetengottheit erweitert, bzw. verbessert, aus Hexe Luna1 wird Hexe Luna2. Aus Hexe Venus1 wird Hexe Venus2. Wobei sich das Wort Hexe bei Venus von der unregelmäßigen Sichtbarkeit am Himmel herleitet. Am Jahresanfang ist Venus nur am Abend zu sehen, im Frühling geht sie in der Nacht unter und am Ende des Jahres ist sie nur morgens zu sehen. Ein gutes Beispiel - allerdings ohne die Begrifflichkeit Hexe - ist bei Tizian im Werk himmlische und irdische Liebe (Venus) zu erkennen. Kommen wir nochmals auf Dürers vier nackte Frauen zurück, wir sehen zwei Typen von Frauen, die Venus und Diana in vier Frauen darstellen. Über ihnen steht das "Ganze Menschengeschlecht" auf einer Kaki-Frucht (Götterfrucht), wegen der leichten Verderblichkeit. Das ganze Menschengeschlecht besteht aus Feuer, Wasser, Erde und Luft, wie die vier Frauen auch. Venus liegt in Erde und Luft (3, Stufe / lydisch und hyperlydisch) und Luna in Wasser und Feuer (1. Stufe / dorisch und hyperdorisch). Das Memento Mori liegt im Saturn (4. Stufe Erde und Luft / mixolydisch und hypomixolydisch). Siehe auch: "Zwei Hexen" von Hans Baldung Grien, diese sollten dementsprechend Luna (Säfte) und Venus / Peitho (Liebe) vor Abend- und Morgenrot darstellen.
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Zuletzt bearbeitet am 27.11.2023 23:12
Die gregorianische Kalenderreform war schon lange davor diskutiert worden. „Zwei Humanisten in der ptolemäischen Alchemistenküche“ Pirckheimer (P) Nun Dürer die Szene ist fertig? Dürer (D) O Gott hilf (O G H) (P) Nein, (D) Haben wir nicht Erde genommen und die feucht-warmen Winde von Jupiter genutzt um sie entstehen zu lassen? (P) Ja, und Venus ist entstanden! (D) Haben wir nicht Wasser genommen und die trocken-heißen Winde von Jupiter genutzt um sie entstehen zu lassen? Omne genus humanum (O H G), das ganze Menschengeschlecht. (Quelle: Thomas Renkl, Vier nackte Frauen? Zum Sichtbaren und zum Nichtsichtbaren in Dürers Kupferstich mit den Zeichen »O·G·H« und »1497«, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 78 (2015), S. 387–411.) Wie sie empfindlich ist die Frucht. Wie eine Gottesfrucht, eine Kaki, innen süß aber sie fault schnell. (P) Ja, und Luna ist entstanden. (D) Und sie sind beide doppelt? (P) Und beide sind doppelt. Dazu braucht’s aber keine Alchemisten, das werden die römischen Katholiken erledigen. (P) Unsere Schöpfung ist das der jungen Göttinnen, die alten Göttinnen werden sich demnächst hinzugesellen. Lass die Wittenberger und Römer die Angelegenheit nur regeln. Meisterhaft, wie sie sich interessiert unterhalten. Dürer, ein Meisterwerk und das im angeregten Rausch erdacht. (D) Wenn auch Göttinnen keine Scham beachten müssen, so ist an die Planetenkinder gedacht. (P) Planetenkinder wollen sich stets hinter Tüchern verstecken. (D) Ich hab‘ die Szene in einen Abziehraum gebracht, dort wo sich die Frauen umziehen sollen um nach dem Bad neue Kleider anzulegen. (P) Göttinnen brauchen keine Kleider! Natürlich ist auch an die Planetenkinder gedacht, sieh die Knochen. Sind sie nicht alle schon dem Schöpfer mit ihrer geregelten Komplexionen gegenüber getreten? Weist‘ du Dürer, wo sie sich jetzt aufhalten? (D) Pirckheimer, im Himmel oder wenige in der Hölle. (P) Du Narr, hast du nicht mit zwei Göttinnen erschaffen! Dann weißt du auch, dass es demnächst zwei Himmel gibt und auch zwei Höllen! (D) Ja, die Welt wird doppelt, aber die Hölle bleibt eins. (P) Warum? (D) Die Wittenberger glauben nur bedingt an eine Hölle, so gibt es eben nur eine Hölle auf meinem Blatt. Mag aus der teuflischen Fratze ein Wölkchen sein, dass an einen zweiten Teufel erinnern mag.

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