Persönliches Handfernrohr von Gauß
- Objektbezeichnung:
- Persönliches Handfernrohr von Gauß
- Name des Standorts:
- Sammlung historischer Gegenstände am Institut für Astrophysik
- Inventarnummer:
- A068
- Sammlung:
- Astrophysikalische Objekte
- Zitierlink:
- Zitierlink kopieren: STRG + C
- LIDO-XML:
- record_kuniweb_590384
- IIIF:
- Manifest öffnen
- Objektgattung:
- Gerät zur Messung und Beobachtung
- Oberbegriffsdatei:
- Optisches Gerät, Fotogerät, Filmgerät > Sehhilfe > Teleskop > Fernrohr
- Hessische Systematik:
- Messen/Wiegen > Geodätische Meßgeräte > Feldmessung/Landmessung
- Schlagworte:
- Beobachtung
Landesaufnahme
Fernrohr
- Beschreibung:
- Bei Gauß's persönlichem Handfernrohr handelt es sich um ein terrestrisches Zugfernrohr nach dem Vorbild eines Kepler-Fernrohrs mit Umkehrlinsensystem. Es besteht aus vier ineinander gesteckten Tuben mit Durchmessern von 25 mm bis 40 mm. Im ausgezogenen Zustand hat das Fernrohr eine Länge von 69 cm.
Der vordere Tubus ist aus Holz gefertigt und beinhaltet das Objektiv mit einer Brennweite von 43 cm. Das achromatische Objektiv setzt sich vermutlich aus zwei bis drei Linsen zusammen, die Abbildungsfehler minimieren sollen. Die Öffnung des Fernrohrs beträgt 35 mm.
Alle weiteren Tuben sind aus Messing gefertigt.
In dem hinteren Tubus befindet sich ein terrestrisches Okular. Prinzipiell setzt sich ein terrestrisches Okular aus vier sich nicht berührenden Plankonvexlinsen zusammen. Die ersten beiden dienen dabei als Umkehrsystem, welches das vom Objektiv projizierte, umgekehrte, reelle Bild in eine aufrechte Position bringt. Dieses Bild kann durch das zweilinsige Huygens-Okular vergrößert werden. Beim Huygens-Okular handelt es sich um zwei plankonvexe Linsen mit positiven Krümmungsradien. Mit diesem kann die chromatische Abberation verringert werden, da achsenferne Strahlen vermieden werden.
Mit dem Fernrohr ist etwa eine 10-fache Vergrößerung möglich.
Um die Zeit, in dem das Fernrohr gefertigt wurde, wurde die Qualität von Linsen stark verbessert. Guinand erreichte um 1805 durch ein Rührverfahren die Herstellung homogener Linsen. Fraunhofer verbesserte die Qualität später weiter. Diese Verbesserungen tragen zu einer verhältnismäßig guten Bildqualität des Handfernrohrs von Gauß bei.
Stephan Kaspar, Marius Reichardt
- Herstellungszweck:
- Ein terrestrisches Handfernrohr dient der Orientierung im Gelände. Mit Hilfe von ihm können z.B. bei Messungen im Gelände verlorengegangene Vermessungspunkte wieder gesucht werden.
- Verwendungszweck:
- Bei der Winkelvermessung im Gelände mit einem Theodoliten, wird der Winkel zwischen zwei Messpunkten ermittelt. Ist der erste Punkt bereits geschnitten, kann mit dem Handfernrohr kontrolliert werden, ob der zweite Punkt sichtbar ist. Sollte dieser auf Grund schlechter Wetterbedingungen nicht wiedergefunden werden, kann ein dritter Punkt geschnitten werden, damit die Messung nicht verloren geht. Man erhält gemischte Winkel. Gauß verwendete sein persönliches Handfernrohr höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit der Landesaufnahme des Königreichs Hannover. Diese wurde am 09. Mai 1820 von König Georg IV. in Auftrag gegeben. Gauß begann 1821 mit der Vermessung. In diesem Jahr nahm er viele gemischte Winkel auf, später seltener. In seinem Brief vom 03.10.1823 an Gerling berichtet er beispielsweise über eine Messung am Brocken, bei der er zwei mal die Winkel zwischen Ilefeld und Hohehagen bzw. Ilefeld und Hils vermaß bei der er zur Orientierung sein Handfernrohr verwendete. Außerdem ist anzumerken, dass Gauß leicht kurzsichtig war und in diesem Zusammenhang sein Fernrohr benutzt haben könnte.
- Beschriftung / Aufdruck:
- Gravur:
Utzschneider Reichenbach und Fraunhofer in Benedictbeurn
Gravur:
Gauss 1815
Gravur in der Innenseite des Objektivdeckels
- Maße / Umfang:
- Höhe: 19 mm (Objektivdeckel)
Länge: 64 cm (in etwa die Auszugslänge für ein scharfes Bild)
Durchmesser: 43 mm (Objektivdeckel)
Durchmesser: 25 mm (Durchmesser des Okulartubus)
Durchmesser: 40 mm (Durchmesser des Objektivtubus)
Durchmesser: 35 mm (Objektivöffnung)
Länge: 69 cm (Maximale Auszugslänge)
- Material:
- Glas (Linsen)
Holz (Objektivtubus)
Metall > Kupfer > Kupferlegierung > Messing (3 hintere Tuben)
- Literatur:
- Literatur in Zusammenhang:
R. Riekher, „Fernrohre und ihre Meister“. Verl. Technik, Berlin, 1990. (Beschreibung der historischen Entwicklung der Fernrohre)
Beschrieben in:
H. Grosser, „Historische Gegenstände an der Universitäts-Sternwarte Göttingen : ein Katalog zum 250-jährigen Bestehen der Sternwarte“. Göttingen, 1998. (S. 50/51)
Quelle:
C. F. Gauss, „Werke“. [s.n.], Göttingen, 1863. (neunter Band, Briefwechsel mit Gerling vom 03.10.1823)
Literatur in Zusammenhang:
„Fraunhofer in Benediktbeuern : Glashütte und Werkstatt“. Fraunhofer-Ges., München, 2008.
- Verknüpfte Objekte:
-
- Fotos:
- Georg-August-Universität Göttingen, Sammlung historischer Gegenstände am Institut für AstrophysikNamensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.deG.M. Sauer2016-01-07record_kuniweb_590384_media/record_kuniweb_590384_362998.jpg0.0Georg-August-Universität Göttingen, Sammlung historischer Gegenstände am Institut für AstrophysikNamensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.deG.M. Sauer2016-01-07record_kuniweb_590384_media/record_kuniweb_590384_362892.jpg0.0Georg-August-Universität Göttingen, Sammlung historischer Gegenstände am Institut für AstrophysikNamensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.deG.M. Sauer2016-01-07record_kuniweb_590384_media/record_kuniweb_590384_362999.jpg0.0Georg-August-Universität Göttingen, Sammlung historischer Gegenstände am Institut für AstrophysikNamensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.deG.M. Sauer2016-01-07record_kuniweb_590384_media/record_kuniweb_590384_362893.jpg0.0
- Ort:
-
Benediktbeuern (Bad Tölz-Wolfratshausen, Oberbayern, Bayern) (Glashütte des optischen Instituts von 'Utzschneider, Reichenbach und Fraunhofer' )
- Datierung:
- ca. 1809 - ca. 1814 (Herstellungszeitraum muss in diesem Zeitraum liegen, da der Institutsname nur hier der Gravur auf dem Fernrohr entspricht)
- Beteiligte Personen / Institutionen:
-
Utzschneider, Joseph von (HerstellerIn)
Fraunhofer, Joseph von (HerstellerIn)
Reichenbach, Georg von (HerstellerIn)