Fischer bei Nacht Aus: Achst Szenen aus Böhmen
- Objektbezeichnung:
- Fischer bei Nacht
Aus: Achst Szenen aus Böhmen
- Name des Standorts:
- Kunstsammlung der Universität
- Inventarnummer:
- D 4729
- Sammlung:
- Grafische Sammlung / Kupferstichkabinett
Academisches Museum
- Zitierlink:
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- LIDO-XML:
- record_kuniweb_1392383
- IIIF:
- Manifest öffnen
- Objektgattung:
- Grafik
- Oberbegriffsdatei:
- Grafik, Fotografie > Druckgrafik > Tiefdruck > Kupferstich
- Hessische Systematik:
- Bildwerke/Bildende Kunst > Zeichnung/Grafik
- Schlagworte:
- Brücke
Fischer
Boot
- Iconclass:
- Landschaften, die die Nacht darstellen oder symbolisieren (manchmal benannt als: Nox)
Fluß
Fischer, Angler
- Beschreibung:
- Landschaft, Architektur und Genre werden hier zusammengeführt. Ein vom Hintergrund ausgehender Fluss verbreitert sich zum Vordergrund hin und wird von Bäumen und Pflanzen umstanden. Auf der Wasserfläche im Vorder- und Mittelgrund fahren mehrere kleine Boote mit ein oder zwei Männern Besatzung, einige liegen auch am Ufer. Sie werden von den Fischern mit Stecken vorangeschoben und sind mit Netzen ausgerüstet, die zwischen vier biegsame Hölzer gespannt an einer langen Stange befestigt sind, so dass sie wie eine große durchlässige Schöpfkelle funktionieren. Fischer im Vordergrund halten brennende Laternen in der Hand und leuchten damit aufs Wasser.
Im Bildmittelgrund überspannen verschiedene Brückenkonstruktionen das Gewässer. Unter ihnen hindurch führen Flusslauf und Blick zum Hintergrund, wo die Häuser einer Stadt im Mondlicht liegen. Zentral im Bild ragen wuchtige Mauern auf, die etwas verworren mit Gebäuden und architektonischen Elementen verschachtelt sind.
Mehrere Personen, möglicherweise ebenfalls Fischer, bewegen sich auf den Brücken entlang, dem rechten Bildrand zu. Dort erhebt sich auf einem Hügel eine Burg.
Die Fischfangszene ist durchaus realistisch. Bei den dargestellten Fangvorrichtungen handelt es sich um sogenannte Senknetze. Die kleineren sind mit der Hand zu dirigieren und werden darum als Handsenknetze bezeichnet. Mit ihnen werden auch heute noch in Binnengewässern Krebse gefangen. Das Fischerpaar mittig im Vordergrund zum Beispiel ist mit einem solchen Netz unterwegs. Sind die Senknetze größer, werden sie zum Fangen von Fischen verwendet und an deren Sammelplätzen ausgelegt. Sie können auch dann noch mit der Hand gehalten werden, aber bei zunehmender Größe werden sie als Standsenknetze entweder am Ufer aufgestellt oder im Kahn montiert, wie es anscheinend im Boot links gemacht worden ist. Interessant ist die Spreizung der Netzwand durch die sich kreuzenden Bügel, wie sie im Stich zu sehen ist: Diese kommt eigentlich nur bei den großen Senknetzen zur Anwendung. Kleinere Senknetze bestehen häufig aus mit Netzwerk bespannten Holz- oder Eisenringen. Als Lockmittel können ins Netz gelegte Köder dienen oder aber auch Lichtquellen, wie es hier zu sehen ist.
Da Fischfang sich häufig im Dunkeln abspielt, eignet er sich besonders für eine Nachtdarstellung. Kupferstiche mit Nachtdarstellungen sind allerdings eher selten, weil es dafür einer Vielzahl dichtgesetzter Schraffuren bedarf, um die Gegenstände dunkel erscheinen zu lassen. Das ist sehr aufwendig.
In der niederländischen Malerei ist die Gestaltung nächtlicher Stimmungen bis zur Buchmalerei der Brüder von Limburg zurückverfolgbar und später bei van Eyck zu finden. Im 15. Jahrhundert wurde möglicherweise zuerst von van der Goes die vollkommene Lösung im Nachtbild -nocturne absolute- gefunden, allerdings kam erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts die Wende, die zur wirklichen Zunahme und Verbreitung des Nachtbildes führte. Zu den meist biblischen Themen (Vgl. auch Kat.Nr.100), die im 15. Jahrhundert nächtlich gestaltet sein konnten, traten neue Themen, wie Mondscheinlandschaften, nächtliches Feuer und Kerzenlichtinterieurs hinzu. Die Produktion von Nachtbildern wird im 17. Jahrhundert besonders von holländischen Künstlern ausgebaut. Die ersten nächtlichen Darstellungen des menschlichen Alltags entstehen Anfang des 16. Jahrhunderts von der Hand von Gerard Horenbout. Auch er zeigt eine nächtliche Fischfangszene, die die wirklichkeitsgetreue Beobachtung menschlichen Tuns widerspiegelt. Solche alltäglichen Szenen bleiben aber in der Nachtdarstellung selten. Fischfangszenen sind ab und an noch in Landschaftsbildern zu finden.
Unverfehrt 2007, Kat. Nr. 98, Dorle Meyer
- Maße / Umfang:
- Höhe: 237 mm (Blattmaß )
Breite: 367 mm (Blattmaß)
- Material:
- Papier
- Technik:
- Druckverfahren > Tiefdruck > Kupferstich
- Literatur:
- Beschrieben in:
G. Unverfehrt, C.-P. Warncke, und I. Beckmann, „Gott & die Welt Niederländische Graphik des 16. Jahrhunderts aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen ; [Carsten-Peter Warncke zum 60. Geburtstag] ; [Kunstsammlung der Universität Göttingen, 10. Juni bis 8. Juli 2007, Emslandmuseum Schloß Clemenswerth, 2. September bis 31. Oktober 2007, Ostfriesisches Landesmuseum Emden, 17. Februar bis 30. März 2008]“. Cuvillier, Göttingen, 2007. (Kat. Nr. 98 )
- Weblinks:
- im Zusammenhang mit dem Objekt:
https://rkd.nl/explore/artists/75171
im Zusammenhang mit dem Objekt:
https://rkd.nl/explore/artists/69219
im Zusammenhang mit dem Objekt:
https://rkd.nl/explore/artists/69217
- Fotos:
- Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der UniversitätNamensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.deKatharina Anna Haase 20212021-01-05record_kuniweb_1392383_media/record_kuniweb_1392383_759941.jpg0.0